Geboren und aufgewachsen bin ich in Pinneberg. Vor den Toren Hamburgs zwar, aber eben doch Provinz. Meine Mutter war Bankkauffrau – und ich bin es auch geworden. Überhaupt habe ich damals gemacht, was man mir gesagt hat und habe brav Erwartungen erfüllt. Anders wurde das, als ich mit 21 nach Kanada ging – einfach so, ohne festes Ziel, nur mit einem Rückflugticket in der Tasche – so viel Sicherheit musste sein.

Beruflich folgte noch eine Weile im Mainstream: Studiert habe ich BWL – wieder mit guten Noten, Stipendien und so. Gelernt habe ich aber am meisten bei AIESEC, einer Studentenorganisation. Dort konnte ich mich entfalten und viel ausprobieren. Das war ein Vorgeschmack auf das, was viel später kommen sollte. Doch der Weg ging nicht geradeaus. In den Jahren, die ich unter anderem als Organisationsentwicklerin in einem internationalen Pharmakonzern und in der Beratung verbracht habe, beschlich mich immer wieder das Gefühl, Symptome zu kurieren. Weiter gemacht habe ich trotzdem – meine Intuition meldete zwar bereits SOS, aber der Kopf fand einfach keine Erklärungen, verstand nicht, was der Bauch zu meckern hatte. Das blieb bis 2009 so. Dann fiel mir das Buch „Why work sucks – and how to fix it“ in die Hände, ich begann, Konferenzen über neue Arbeitswelten zu besuchen und begegnete Menschen, deren Köpfe und Bäuche ähnliche Signale sendeten wie meine. Endlich. Da fügte sich Vieles zusammen und bald organisierte ich selbst Veranstaltungen, bei denen sich Vordenker und Experimentierfreudige trafen.

2013 entstand dann AUGENHÖHE. Zunächst „nur“ ein Film über innovative Organisationen, schnell viel mehr: mehr Filme, neue Veranstaltungsformate und eine Ausbildung für die neue Arbeitswelt, der AUGENHÖHEwegbegleiter. Was sich lesen könnte wie eine logische Konsequenz oder Ergebnis planvollen Vorgehens, ist in Wahrheit eine Verkettung so mancher Zufälle. Diese wahrzunehmen und etwas daraus zu machen, war schon immer meine bevorzugte Vorgehensweise. Nicht immer einfach in einer Welt, die Strategien und Pläne heiligt. Häufig hatte ich das Gefühl, etwas falsch zu machen. Heute weiß ich, dass es einfach eine andere Art ist, die Dinge zu tun. Meine – und eine, die ganz gut zu der komplexen, schnellen Welt passt.

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Das habe ich wohl gemeinsam mit den Pionieren in Organisationen. Sie haben mit ihren Ideen und Vorstellungen oft keinen leichten Stand in ihren Unternehmen. Doch nur mit der Kunst des intelligenten Regelbruchs ist Entwicklung möglich und deswegen liegt genau hier mein Fokus: Ich möchte immer mehr Menschen dazu anstiften, etwas anders zu machen, etwas zu probieren. Immer mit einem klugen (systemtheoretisch geprägten) Blick auf das Umfeld und gleichzeitig hart am Wind. Mein Credo dabei: Ob ich eine Grenze überschreite, weiß ich erst, wenn ich drüber bin.

Eine Grenze anderer Art habe ich 2021 überschritten – und endlich das Buch veröffentlicht, das schon lange in meinem Kopf war: „Lebendigkeit entfesseln“ heißt es und ist überall erhältlich, wo es Bücher gibt. „Ich war zunächst ärgerlich beim Lesen.“ sagte der Laudator Thomas Ditzer anlässlich der Buchvorstellung – weil das Buch keine Handlungsanleitungen liefert. Zum Glück hat sich dieses Gefühl gewandelt und er hat genossen, zum eigenen Denken angeregt zu sein und auf Ideen zu kommen, was in seiner Organisation wirksame Interventionen sein könnten. Aber lesen Sie besser einfach selbst.