Ich liebe die deutsche Sprache für die Möglichkeit, solche Worte zu bauen. Und es könnte sein, dass das Wort nicht selbsterklärend ist. Was meine ich?

Mir fällt auf, dass um mich herum immer mehr Theorie genutzt wird. Das finde ich gut. Ich genieße Posts auf LinkedIn von Menschen wie Gitta Peyn, Klaus Eidenschink und anderen, die tief tauchen in bestehende Theorien, sie nutzen und eigene entwickeln. Danke Euch dafür! Ich erlebe, wie in Kundenorganisationen fundierter begründet wird, wie bei der Lösung eines Problems vorgegangen werden soll. Ich selbst habe den alten Luhmann, den ich schon vor über 25 Jahren im Studium studieren durfte (eher musste aus damaliger Sicht) schon vor einigen Jahren wiederentdeckt und mit ihm die Organisationssoziologie, die mehr ist als er; habe die #Hypnosystemik von Gunther Schmidt kennen und lieben gelernt, wann immer es Weiterentwicklung individueller Muster und Verhaltensweisen ging, die nie losgelöst von Kontexten ist. Um nur einige mir wertvolle Theorien zu nennen.

In dieser Beschäftigung mit Theorie tauchte eine Frage bei mir immer wieder auf: Wofür tue ich das? Wofür stütze ich mein Tun – mehr als früher – auf Theorie(n)? Hypothesen, die dazu in meinem Kopf auftauchten: Ich tue das, …

  • um mein Vorgehen rational begründen zu können; da könnte ich direkt weiterfragen: Wofür ist es gut, rational begründen zu können? Wie kommt die Intuition dann ins Spiel, die mindestens so wichtig ist? Rationalität ist in jedem Fall sehr anerkannt, dafür ist sie mal mindestens gut.
  • um zueinander passende Interventionen entwickeln zu können; vor allem, dann, wenn ich (vorwiegend) eine Theorie nutzen, ist die Wahrscheinlichkeit von Konsistenz höher. Ob das gut oder schlecht ist?
  • um mich zugehörig zu fühlen; wenn andere um mich herum (Kollegen, Kundinnen, Teilnehmer in unserer Ausbildung,…) ähnliche Argumentationen verwenden, Begriffe analog nutzen und für mich nachvollziehbare Handlungsideen entwickeln, dann stärkt das u.a. mein Zugehörigkeitsgefühl. Ich fühle ich aufgehoben, verstanden – und sicher. Meine Menschen verstehen mich. Das tut gut.
  • um mich (handlungs)sicher(er) fühlen zu können; nutze ich Theorie, stütze ich mich auf Forschungen, Erkenntnisse und Erfahrungen aus Jahrzehnten, mitunter gar Jahrhunderten. Diese Fülle könnte auch erschlagend sein und damit eher verunsichern. Bei mir beobachte ich eher die umgekehrte Wirkung, die Verwendung von Theorie verstärkt mein Handlungssicherheitsgefühl. Und dieses Gefühlt scheint mir einer der wichtigsten Aspekte, damit aus Erkenntnis Handlungen werden.

Was denkt Ihr dazu, die Ihr diese Überlegungen lest? Wofür nutzt Ihr Theorie?